Wayang Kulit - Wayang Golek

Spielformen des indonesischen Puppentheaters - ab 27. August 2010

"Wayang" bedeutet Schatten, doch ebenso Ahne, Vorfahre. In Indonesien bezeichnet man damit aber auch das Theater im allgemeinen.

Zum Wayang zu gehen bedeutet meist, ein Schattenspiel mit bemalten Pergamentpuppen, Wayang Kulit, zu erleben oder Wayang Golek zu sehen, eine Aufführung mit holzgeschnitzten dreidimensionalen Stockpuppen, die voll beweglich und mit Stoff, Schmuck und Pailletten ausstaffiert sind.

Die Sammlung Buchheim beherbergt eine beachtliche Zahl von Wayang-Kulit- und Wayang-Golek-Figuren. Beide Gruppen stammen aus Java.

Die Charaktere des Wayang Kulit sind aus Wasserbüffel-Pergament ausgestanzt und feingliedrig durchbrochen gearbeitet. Auf diese Weise kann sie der Puppenspieler "Dalang" mit Hilfe von dünner Leinwand und Projektionslicht einen geradezu magischen Tanz der Schatten vollführen lassen. Nur wer sich der Aufführung von hinten nähert, kommt auch in den Genuss der farbenprächtigen Bemalung der Figuren.

Lebensnaher noch als die zweidimensionalen Schattenspielfiguren aus Pergament wirken die hölzernen Wayang-Golek-Puppen. Mit einem guten Dalang an den Führungsstäben können sie zu wahren Akrobaten werden und wirken, als ob echte Herzen in ihrer hölzernen Brust schlügen. Die Bedeutung des Wortes ?Golek? ist allerdings nicht Holz, wie man meinen könnte, sondern "Suchen". Nach Angaben eines Puppenspielers aus Yogyakarta soll der Zuschauer nämlich am Ende eines Stückes dazu aufgefordert werden, das Gute und Schlechte im gesehenen Schauspiel zu suchen und daraus Schlüsse für sein eigenes Leben zu ziehen.

Jeder Indonesier lernt von Kindheit an, Figuren und Charaktere des Wayang gedanklich an den richtigen Stellen der am meisten aufgeführten Repertoires "Ramayana" und "Mahabharata" zu platzieren. Für einen Europäer, der nicht mit den Inhalten der genannten hinduistischen Epen vertraut ist, eine unlösbare Aufgabe.

Hat man aber einmal eine kleine Schule des Sehens absolviert, findet man Zugang zur Welt der indonesischen Charakterpuppen. Und damit zu einer faszinierenden Hochkultur, die über Jahrtausende hinweg Einflüsse von allen Seiten aufgesogen, in sich gemischt, gewandelt - und am Ende immer etwas Neues daraus kreiert hat.

Ab 27. August 2010 kann man sich im Buchheim Museum anhand des neuen Ethno-Themas "Wayang Kulit - Wayang Golek. Spielformen des indonesischen Puppentheaters" in die Schattenwelt uralter Philosophie begeben, und dabei obendrein mit etwas Phantasie die Puppen tanzen lassen.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Buchheim Museum

Dr. Robert Fin Steinle
im August 2010

 


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Wayang Golek Figur um 1960 © Buchheim Museum


Wayang-Kulit-Figur im Schattenriss, um 1940 © Buchheim Museum

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