Expressionisten am Starnberger See
Spiegel Online vom 03.03.2002
Allein Architektur und Lage sind einen Besuch wert im Buchheim-Museum am Starnberger See. Mitten im Voralpenidyll erwartet den Betrachter zudem ein buntes Spektrum an Kunst: ehrwürdige Expressionisten neben liebevoll arrangierten Kuriositäten.
Die Architektur des "Museums der Phantasie" in Bernried am Starnberger See ist eine Hommage an den Initiator des Projekts. Nach jahrelangen Querelen um den Standort fand hier die Sammlung des Malers und Schriftstellers Lothar-Günther Buchheim ihr Zuhause, der nicht zuletzt durch seinen Roman "Das Boot" Weltruhm erlangt hat.
Entworfen hat den Museumsbau der Stararchitekt Günter Behnisch, der einst auch das Olympiastadion in München entwarf. Als Anregung diente auch das Louisiana-Museum in der Nähe der dänischen Hauptstadt Kopenhagen: Die Natur "soll mit ins Haus genommen werden". So bieten große Fenster immer wieder Ausblicke in den Park um das Museum. Ein langer Steg führt bis in den See hinein - zwölf Meter hoch steht man über dem Wasser und dem dichten Schilfgürtel. Die Alpen scheinen zum Greifen nah.
Den Kern der Ausstellung bildet die Expressionisten- Sammlung Buchheims: Gezeigt werden Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken vor allem der Künstlergemeinschaft "Brücke", zu der unter anderem Emil Nolde und Ernst-Ludwig Kirchner gehörten. "Ich höre mich nicht gern Sammler nennen, bin ich doch eher ein Zusammenträger und Wiederausbreiter, recht eigentlich ein Kunst-Demonstrator", sagt Buchheim über sich selbst.
Neben der völkerkundlichen Sammlung, in denen Buchheim Masken und
Kultgegenstände aus Afrika oder der Südsee zeigt, hat der Sammler auch noch
reichlich Skuriles zusammen getragen. Naive Hinterglasmalereien oder selbst
gebastelte Zirkusfiguren, die gerne als Kitsch abgetan werden. Kein Bild, keine
Skulptur und keine Maske in diesen Räumen ist beschriftet - die Besucher sollen
selbst entdecken, ob zwischen den Werken eine Verbindungen besteht.
Die
Mischung aus Natur und Kultur im Buchheim-Museum zieht nicht nur reine
Kunstliebhaber an. Neben Architektur-Fans kommen auch viele Familien, die einen
Besuch im "Museum der Phantasie" mit einem Ausflug ins Grüne verbinden.
Kinder fühlen sich in diesem scheinbaren Durcheinander von "hoher" Kunst und Kuriositäten offenbar auch besonders wohl. Statt klassischer Museumsstille erfüllt oft das Schreien und Lachen der kleinen Ausstellungsbesucher die Räume - Kunst muss eben nicht immer eine bierernste und staubtrockene Angelegenheit sein.
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