Die Eckpfeiler des Expressionismus

Münchner Merkur vom 30.03.2002

"Dass sich ausgerechnet in Bayern ein Konzentrat an expressionistischer Kunst gebildet hat, habe ich sozusagen auf dem Gewissen.? Der Sammler und Maler Lothar-Günther Buchheim hat den Anstoß gegeben, dass sich nun sein Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See, das Schloßmuseum Murnau und das Franz Marc Museum Kochel zum "Museumsdreieck Expressionismus? zusammengeschlossen haben.

Der neue Gesamtprospekt deutet an, was in Abständen von jeweils einer halben Autostunde vor Ort sichtbar wird: die Eckpfeiler des Expressionismus. Das aufgewühlte, subjektiv gefärbte Leuchten der Gesichter und Landschaften der Künstlergemeinschaft "Brücke? in Bernried, wo Farben und Formen reduziert, nie aber realitäts-enthoben werden. Der sanfte Weg von traditionellen Landschaften über die berühmten Blauen Pferde hin zur Abstraktion bei Franz Marc in Kochel. Und schließlich in Murnau mit dem dort einst ansässigen Blauen Reiter die Hinwendung zur Gegenstandslosigkeit, zu Kandinskys "Geistigem in der Kunst?. Diese Gegensätze machen die Sache nicht nur in Buchheims Augen "kolossal interessant?.

Die Institutionen an sich folgen dem gleichen Prinzip von Gegen- und Miteinander: Buchheims Museum gibt sich modernistisch und weitläufig am See, zusätzlich präsentiert es knapp ein Jahr nach der Eröffnung eine fortschrittliche Hängung. Schwerpunkte: experimentelle Druckgrafik sowie auch die zweite Expressionistengeneration um Max Kaus oder den jungen Otto Dix.

Die Kocheler Museumsvilla mutet heimelig am Gebirgsrand an, das alte Schloss in Murnau ist städtisch geprägt. Hier ergibt sich ein rundes Bild beispielsweise bei Gabriele Münter, wo reale Ausblicke im Gemälde nachvollziehbarer werden. Neben den landschaftlichen Inspirationsquellen zeigt die ortsgeschichtliche Abteilung mit der volkstümlichen Hinterglasmalerei auch, dass Vereinfachung und farbliche Konzentration nicht von ungefähr kamen. Der Zusammenhang von "hoher? und "niedriger? Kunst führt zurück nach Bernried.

Hier starren afrikanische Masken nicht nur aus der völkerkundlichen Abteilung, sondern auch aus den Holzschnitten eines Karl Schmitt-Rottluff. Und langsam erkennt man, was die expressionistischen Strömungen letztendlich einte: der Hang zum Neuen, zum Eigenen, zum Unakademischen.

Gemeinsamer Prospekt liegt in allen Museen auf. Infos im Internet: www.expressionismus-museen.de


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