Buchheims feuriger Blick auf die Wirklichkeit

Starnberger Merkur vom 14.08.2003

Feldafing - Der Feldafinger Bahnhof leuchtet in sattesten Farben. Ein Gewitter bricht lilablau über Andechs herein. Föhnig sind die Berge durch wildes Astgestrüpp erkennbar. Um einen Moorweiher direkt hinter Buchheims ehemaligem Haus wird zu leuchtendem Blau in einem feurigen Herbst. "Lothar-Günther Buchheim. der Maler": Zum ersten mal präsentiert sich der Feldafinger mit einem umfangreichen Werk von 120 Landschaften selbst in der Maffei-Villa.

Nachdem die Sammlungen ins Bernrieder Museum verwiesen wurden, wird sich nun bei Beginn einer geplanten Ausstellungsserie zeigen, was der Prophet im eigenen Orte gilt. Immerhin offenbart Buchheim sehr stimmungsvoll, was zwischen 1951 und 1996 für ihn die Starnberger Landschaft, in die er 1940 zog, bedeutet. Denn auch die Reisebilder kulminieren letztendlich in einem Farbspektakel, in der Entdeckung der "Tropen von Feldafing".

Buchheim malt Landschaften, die einen anderen Blick auf die Wirklichkeit eröffnen. Angefangen hat das in den 50er Jahren auf Elba, wo kleinteilige Tusche-Aquarell-Kombinationen den Zeichner Buchheim erkennen lassen. Er studierte in Dresden und München, doch er befreite sich bald von allen Vorgaben. Gegen die Lehre, gegen Theorielastigkeit und gegen die informelle Mode entwickelt Buchheim seine eigenen, immer feurigeren Ansichten. Die Bretagne in dunklen Konturen weicht bald lockeren Bildern mit aufspritzender Gischt. Boote symbolisieren neben den Kriegserinnerungen auch die Sehnsucht nach der Weite. Immer freiere und schnellere Momentaufnahmen entstehen.

1972 verbringt Buchheim drei Monate in der Südsee: Sanfte, grüne Hügel aus Samoa einerseits, wildes Palmengewirr an den Flüssen Thailands andrerseits sind die Mitbringsel. Wieder zurück in Feldafing brechen die Eindrücke, die Farben erst aus Buchheim heraus. Er findet seine Exotik in den Hügeln und Wäldern seiner Wahlheimat. Wärmer als der rote Backstein-Bahnhof in Feldafing kann kein Haus leuchtender, luftiger als der See im Winter kein Meer wirken. Buchheim malt bei Wind und Wetter draußen, am liebsten ist ihm die Farbenglut des Herbstes. sogar sein Garten wird bei ihm zur Exotik, und er entdeckt Stillleben neu. Wenn dem Sammler und Autor dafür genug Zeit geblieben ist, so sollte das erst recht der Fall beim Besucher sein.


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