Die Kunst der Konfrontation

Münchner Merkur vom 01.07.2003

Was hier im Keller (oder irgendwo zu Hause beim Chef) liegt, das wären in manchem Museum die Höhepunkte. Die Hüter von Buchheims Sammlung aber haben das Glück, auswählen zu können. Kuratorin Dr. Clelia Segieth tut es, immer wieder. Es soll nicht langweilig werden im Museum der Phantasie, wo man demnächst - zwei Jahre nach Eröffnung - den 500.000 Besucher erwartet.

So wurde der zweite Expressionistensaal nun komplett neu konzipiert - als Gegenüberstellung der Maler-Grafiker Mueller, Kaus, Heckel und Dix, mit Arbeiten aus dem Ersten Weltkrieg und den Folgejahren. Wahrlich eine spannende Konfrontation: Da ist Otto Mueller, der das Thema "Krieg" konsequent vermied, sogar als Infanterist an der Front. Hell pastellene Gemälde wie "Zwei badende Mädchen" zeugen von seiner "aus Träumen und Sehnsüchten gewobenen Welt", wie Buchheim einst formulierte. Ganz anders Erich Heckel, der die Geschundenen vor Augen führt ("Irrer Soldat"), Max Kaus, dessen "frühe, fiebrige Blätter" (Buchheim) echte Raritäten sind, und vor allem Otto Dix: Ihn trieb die Neugier zu den Kriegsschauplätzen ("Ich musste das alles selber sehen..."), er zeigt schonungslose Schreckensbilder.

Buchheims Lust bleibt, nebeneinander zu stellen, was kaum nebeneinander gehört: Das Grafikkabinett zeigt die heitere Seite der Sammlung: die "Sonntagswelt" des Pariser Schlitzohrs Hector Trotin (1894-1966) - feine naive Malerei, mit Lust am Detail. Außerdem neu: Buchheim-Fotos von der Museumsbaustelle, Zeichnungen von Karl-Heinz Richter und kuriose Fundstücke aus Asien. Nicht neu ist die Erkenntnis: Man kann öfter in dieses Museum gehen.


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