Wie geht's Klaus Doldinger? "Klar mag ich bayerische Blasmusik"

Münchner Merkur / Weilheimer Tagblatt vom 28.06.2007

Herr Doldinger, das letzte Mal, dass Sie beim Buchheim Museum gespielt haben, dürfte Lothar-Günther Buchheims letzter Geburtstag gewesen sein. Fehlt er Ihnen?

Herrn Buchheim ging es ja schon sehr lange nicht besonders gut, das konnte man auch an seinem letzten Geburtstag sehen. Insofern darf man da nicht egoistisch sein, denn für ihn war es eine Erlösung. Als Persönlichkeit fehlt ein Mann wie Buchheim auf jeden Fall. So wie er gestrickt war, mit Rückgrat und Bildung, hat er einem Typ angehört, der langsam ausstirbt. Er hinterlässt eine große Lücke, und er fehlt mir mit all' seinen speziellen Eigenheiten.

Buchheims eigene Kunst ist so kontrovers wie vielseitig ? was gefällt Ihnen am besten?

Ich besitze zum Beispiel dieses Bild vom Bahnhof in Feldafing, das ist ganz wundervoll. Sehr gut war er auch als Buchautor - alle seine Werke sprechen für sich, denke ich. Und man muss auch sehen, dass Buchheims Kunst nicht so konzipiert war, dass etwas Neues geschaffen wird. Vielmehr muss man sie im Zusammenhang mit seinem Gesamtwerk sehen, sie ist ein Teil davon.

Was gefällt Ihnen aus Buchheims Kunstsammlung am besten?

Es gibt so viele Highlights, so viele wunderbare Werke - vor allem in der expressionistischen Sammlung. Da fällt es mir schwer, mich für eines zu entscheiden.

Wie expressionistisch ist Jazz?

Jazz ist in gewisser Form eine Art von tönendem Expressionismus. Genau genommen gibt es etwas Expressionistischeres als Jazz nicht in der Musik. Von daher liegen Expressionismus und Jazz sehr nah beieinander.

Welche drei Jazz-Platten sollte jeder besitzen oder wenigstens kennen?

Ich könnte natürlich hundert nennen, die empfehlenswert sind. Vielleicht drei, die auch durch schwere Zeiten helfen können: Erroll Garner - "Concert by the Sea" (1955). Miles Davis - "Sketches of Spain" (1960). Und "Jazz at the Philharmonic - Blues" (1946), unter anderem mit Nat King Cole und Les Paul.

Ihre "Vorband" beim Konzert am 21. Juli im Park des Buchheim Museums wird die Bernrieder Blasmusik sein. Mögen Sie bayerische Blasmusik?

Natürlich. Wir haben bei uns in Irschenhausen auch eine sehr gute Blasmusik. Das war übrigens 1968 auch mein erster Eindruck von Oberbayern, als ich mit meiner Frau hierher gezogen bin: Am Neujahrstag stand die Blasmusik vorm Haus. Ich finde es sehr schön, dass diese Art von Musik so gepflegt wird.

Und was war der Anlass für Sie, nach Oberbayern zu ziehen?

Ich habe in frühester Jugend knapp fünf Jahre in Wien gelebt und bin später mit meinen Eltern nach Düsseldorf gezogen. Aber wenn man in diesen Gefilden gelebt hat, ist der Wunsch da, irgendwann in Richtung Süden zurückzukehren. Das war ein Grund. Der andere war, dass ich bereits in den 60er Jahren viel Musik in München produziert habe und es in München - im Gegensatz zu Düsseldorf - eine sehr gute und funktionierende Jazz-Szene gab.


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