Originalfotos im Buchheim Museum

Wasserbomben auf „Das Boot“

Thüringische Landeszeitung vom 03.07.2010

(wohi) Eine große Sonderausstellung mit Originalfotografien Lothar-Günther Buchheims zeigt das Buchheim Museum der Phantasie in Bernried am Starnberger See von diesem Sonntag an. Angenehm irregeführt wähnt sich wegen des Titels ?Das Boot? lediglich, wer Filmstills aus dem gleichnamigen Kinoklassiker von Wolfgang Petersen erwartet. Tatsächlich wird aber erstmals eine opulente Auswahl von 250 originalen Lichtbildern gezeigt, die Buchheim während seiner Einsätze als Marinekriegsberichterstatter zwischen 1940 und 1945 - teils unter Lebensgefahr - selbst aufgenommen hat.

Somit ist der 1918 in Weimar geborene Künstler, Publizist, Abenteurer und Kunstsammler in bisher unbekannter Façon als Dokumentarfotograf zu erleben. Buchheim bannte weniger verklärende, gar verherrlichende Motive durch die Linse seiner Kamera; sondern er zeigt vor allem den klaustrophoben Alltag auf U 96 und die Schattenseiten des im „Dritten Reich“ glorifizierten U-Boot-Kriegs: etwa, wenn von Todesangst gezeichnete Schiffbrüchige aus dem Meer geborgen werden oder - in einer furchtbar spektakulären Bilderserie - wenn die Jäger selbst zu Gejagten werden und einen Zerstörerangriff mit Wasserbomben erleiden.

Soweit der Fotograf die nötige Muße hatte, bemerkt man einen intuitiven Gestaltungswillen: Buchheim arbeitet mit harten Schwarz-Weiß-Kontrasten und setzt stets, auch in scheinbar romantisierenden Seebildern, den unbarmherzigen Hauptakteur dieses Krieges - den Atlantik - dramatisch in Szene. Daneben zeigt die Bernrieder Ausstellung auch Motive von Landgängen etwa aus der Bretagne oder aus Paris, die man als sozialfotografische Studien lesen mag. Flankiert werden die authentischen Bilder von Textzitaten aus Lothar-Günther Buchheims Bestsellerroman „Das Boot“ (1973), der als Vorlage für Petersens Film (1981) diente. Einen einzigen direkten Bezug zum Kinostreifen konnten sich die Ausstellungsmacher nicht verkneifen: Zur Eröffnung, am Sonntag, 18 Uhr, spielt Klaus Doldinger's „Passport“ open-air - nicht nur Stücke aus der legendären Filmmusik.

Wer die Reise bis an den Starnberger See nicht scheut, wird darüber hinaus bei einem Spaziergang durchs Museum belohnt, das Buchheims fantastische Kunstsammlung beherbergt: Expressionisten der ersten Garde treten in eine substanzielle Korrespondenz mit völkerkundlichen Objekten vermeintlich archaischer Kulturen, welche wiederum diese Künstler inspirierten.


Pressespiegel

Besuchen Sie uns auf Instagram