Die Malerin Charlotte Buchheim

Ausstellung in der Villa Maffei in Feldafing, ab 06.11.2004

40 Jahre nach ihrem Tod zeigt Lothar-Günther Buchheim ab 6. November 120 Bilder seiner Mutter in der Villa Maffei in Feldafing.

Eingeweihten ist längst bekannt, dass Lothar-Günther Buchheims Mutter Malerin war. Schließlich wird der Sohn nicht müde, sie - neben seiner Frau Diethild - als die wichtigste Frau in seinem Leben zu rühmen.

Charlotte brachte Lothar-Günther Malen und Zeichnen bei. Mutter und Sohn malten gemeinsam in Chemnitz und Umgebung und porträtierten Arbeitslose und herunter-gekommene "outcasts", die Charlotte schon einmal von der Straße ins Buchheim'sche Haus holte, das in Chemnitz' noblem Kaßbergviertel lag.

Lothar-Günther und Charlotte sind aber nicht nur leidenschaftliche Maler und Augenmenschen. Beide sind zeitlebens unbequeme, widerständige Naturen. Reibung und Auseinandersetzung sind der Nährboden, aus dem sie Kraft, Energie und Legitimation ziehen.

Charlotte Buchheim, 1891 im Thüringischen Gera als Tochter eines Hotelbesitzers geboren und in einem Schweizer Mädchenpensionat erzogen, entsprach allen Vorgaben einer "höheren Tochter aus gutem Hause". Doch sie suchte ihren eigenen Weg als Künstlerin, nahm ab 1910 privaten Malunterricht bei den Dresdner Akademieprofessoren Ferdinand Dorsch und Johannes Ufer, weil ihr als Frau der Besuch der Akademie verwehrt war. Auch als die Söhne geboren wurden - 1918 Lothar-Günther, 1920 Klaus - , und die wirtschaftliche Misere der Familie die Großmutter zwang, im eigenen Haus eine Art "boarding house" zu betreiben, hielt Charlotte an ihrer künstlerischen Arbeit fest.

Schon die Fingerübungen und Studien "nach der Natur", die sie im Internat fertigt, zeigen Charlottes Interesse am akribischen Erfassen von Details, eine Eigenschaft, die sie während der Studienjahre in der Zeichnung kultiviert, ohne jedoch die Malerei und die Wirkung der Farbe aus dem Auge zu verlieren.

Seit 1910 entstehen zumeist mit Kohle gezeichnete und mit Kreide oder Deckweiß gehöhte Bildnisse, welche die Porträtierten in stupender Weise lebendig werden lassen. Überraschend ist dabei, dass Charlotte nicht nur schöne oder gefällige junge Menschen oder solche aus ihrem unmittelbaren Umfeld konterfeit, sondern auch Menschen des dritten Standes, wie Arbeiter oder Handwerksburschen, aber auch Außenseiter und alte vom Leben gezeichneten Menschen. Sicher war es zuvorderst der Unterricht bei Ferdinand Dorsch, einem Schüler von Gotthardt Kuehl, der ihr Augenmerk auf soziale Themen richtete. Möglicherweise scheint sich die Einzelkämpferin Charlotte - ähnlich wie die "Brücke"-Maler - mit Randexistenzen der Gesellschaft identifiziert zu haben.

Neben den Porträts spielen Stilleben - vor allem Blumenbilder - und Landschaften in Charlotte Buchheims Schaffen eine herausragende Rolle. Sie malt im Chemnitzer Umland, aber auch in Rochlitz, wo sie von 1926 bis 1929 als Frau eines Erzgießereibesitzers lebt. 1930 kehrt sie mit beiden Söhnen in das elterliche Haus nach Chemnitz zurück. In den 30er Jahren ziehen Charlotte und Sohn Lothar-Günther mit der Staffelei gemeinsam vors Motiv: Einige Blätter malen sie gemeinsam, andere zeigen ähnliche Blickwinkel. Die bizarren Abrissmauern der Hartmann'schen Maschinenfabrik faszinieren beide. Doch während der Sohn eine düsteres Bild der Zerstörung zeichnet, schreibt Charlotte mit leichter Hand eine in leuchtenden Aquarellfarben gehaltene Impression nieder.

Seit 1942 lebt Charlotte in Feldafing, später bis zu ihrem Tode im Jahr 1964 in verschiedenen Heimen. Sie malt das Dorf am Starnberger See, aber auch Ausblicke aus ein und demselben Fenster im Wechsel der Jahreszeiten und bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen. In den Blumenbildern scheinen die Farben zu explodieren: Charlotte schwelgt in prächtigsten Farben, verliert aber nie die spezifische Form einer jeden Blume aus dem Auge ...

Die Ausstellung "Die Malerin Charlotte Buchheim", zu der eine Broschüre zum Preis von 6,50 EUR erschienen ist, wird ab 6. November in der Villa Maffei in Feldafing, der Dependance des Buchheim Museum, gezeigt.

Öffnungszeiten

Villa Maffei, Seestraße 4 (beim Rathaus), Feldafing:
Freitag bis Sonntag 14 - 18 Uhr.

Kombiticket Buchheim Museum / Villa Maffei:
Euro 10,- pro Person.

Weitere Informationen unter Tel. 08158-997060.

Dr. Clelia Segieth
Kuratorin des Buchheim Museum

Weitere Informationen

Das Buch zur Ausstellung



Die Malerin Charlotte Buchheim
EUR 6,50 zzgl. EUR 2,50 Versandkosten
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Meldungen


Selbstbild, um 1910, Kohle, © Buchheim Museum 2004


Ein Sommerstrauß, Aquarell, © Buchheim Museum 2004

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