Indien im Buchheim Museum
Meera Mukherjee: eine Welt in Bronze
Eine Ausstellung im Rahmen der „Days of India in Germany“ - 16.09. bis 21.10.2012
Unterstützt vom ICCR (Indian Council for Cultural Relations), veranstaltet von Akar Prakar Gallery, Kalkutta und dem Buchheim Museum in Kooperation mit dem Indien-Institut e.V. München. Besonderer Dank geht an das indische Generalkonsulat in München.
Die Bildhauerin Meera Mukherjee (1923 - 1998) gehört zu den bekanntesten indischen Kunstschaffenden der Moderne. Doch wurde ihr Werk in Deutschland bislang noch nie in einer Ausstellung gezeigt, obwohl es in München war, wo Meera, als Stipendiatin der Kunstakademie, ihre Liebe zum Bronzeguss und zum plastischen Gestalten entdeckte.
Dass das Buchheim Museum nun der erste Ort ist, an dem Meera’s Bronzen einem kunstinteressierten Publikum vorgestellt werden können, freut uns ganz besonders. Der größte Teil der Exponate stammt von privaten und öffentlichen Leihgebern aus Indien, denen wir zu großem Dank verpflichtet sind.
Initiiert wurde die Ausstellung von Dr. Georg Lechner, der Meera über Jahrzehnte als Berater und Freund verbunden war, und sich als Leiter von Goethe-Instituten in drei Kontinenten, unter anderem in Indien, dem Dialog zwischen den Kulturen widmete, sowie von Reena und Abhijit Lath von der Galerie Akar Prakar in Kalkutta, die das Schaffen von Meera durch Ausstellungen immer wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken. Die Initiatoren konnten die Unterstützung des ICCR erwirken, der unsere Schau als Teil der „Days of India in Germany“ fördert, die 2012/2013, anlässlich des sechzigjährigen Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Indien und Deutschland, begangen werden.
Das Motto der „Days of India in Germany“ mit den vier Schwerpunktthemen – Kulturen, Menschen, Ideen und Fähigkeiten verbinden – trifft sich hervorragend mit der Vorstellungswelt und der Weltoffenheit des Museumsgründers Lothar-Günther Buchheim, der mit seinen außergewöhnlich vielgestaltigen Sammlungen, in denen Werke der klassischen Moderne ebenso ihren Platz fanden wie Objekte aus außereuropäischen Ländern, immer auch „Zusammenhänge und Zusammenklänge“ vor Augen führen wollte. Dass Buchheim die Bronzen der Meera Mukherjee in ihrer besonderen Qualität wahrgenommen und geschätzt hätte, darf als sicher angenommen werden. Denn Buchheim war nicht nur von Indien fasziniert, das er jedoch nur einmal bereiste, sondern auch von indischer Kunst und dortigem Kunsthandwerk. Meera’s intensive Auseinandersetzung mit volkstümlicher Metall-Handwerkskunst, die ihre eigene Arbeit inspirierte, aber auch in ihre wissenschaftlichen Untersuchungen und Publikationen einfloss, hätte ihn womöglich interessiert. Denn auch Buchheim begeisterte sich für handwerkliche Techniken und Kunstfertigkeiten, wie eine Vielzahl von Kunsthandwerk aus aller Welt in seiner Sammlung belegt. Verbindend zwischen beiden Künstlern ist überdies, dass beide sich nicht dem Mainstream unterordneten: In den 1950er Jahren beispielsweise hielten beide an ihrer Vorliebe für gegenständliche und expressive Tendenzen fest, obwohl die Abstraktion die Kunstszene in Westeuropa dominierte.
Als Meera 1953 nach München kam, war sie bereits eine ausgereifte künstlerische Persönlichkeit von 30 Jahren und hatte in Kalkutta und New Delhi ein Studium der Malerei abgeschlossen. Dennoch suchte sie im Westen neue Herausforderungen und den Dialog mit der europäischen Kunst. Doch bereicherte sie ihr Aufenthalt in Paris und München in anderer Form als erwartet. Denn im Westen wurde sich Meera ihrer indischen Herkunft bewusst, die ihr Schaffen fortan entscheidend prägen sollte: „Ich war Angehörige eines Landes, das ebenfalls eine große Tradition ihr eigen nannte. Es war eine Tradition, die mich tausendfach geformt hatte. So konnte ich mit meinen Wurzeln in der großen indischen Tradition zu mir selbst finden, obwohl ich damals gerade im Westen lebte, lernte und mich weiterbildete“ meinte sie später.
Die Begegnung mit der westlichen Kunst brachte Meera die Freiheit, ihrer „inneren Notwendigkeit“ (Kandinsky) zu folgen. Die Kultur und das Leben in Indien aber war ihr Humus, aus dem sie schöpfte, aus dem sie ihre Inspirationen für ihre Plastiken bezog. Dabei widmete sie sich einer Vielfalt von Themen und Motiven: dem Alltag und den Tätigkeiten einfacher Leute ebenso wie der Welt der Mystik und Kontemplation sowie Ereignissen und Stimmungen in der Natur. Und auch Meeras Ausdrucksformen sind von mannigfaltiger Natur. Bald eignet ihren Plastiken eine wunderbare tänzerische Leichtigkeit, bald sind sie von blockartiger Gestalt. Fließende Linien und ornamentale Strukturen beleben den Werkstoff Bronze, nehmen ihm seine irdische Schwere und erwecken den Eindruck, als würden Meeras Schöpfungen von spirituellen Kräften durchströmt. Sich verflüchtigende Phänomene wie Musik und Gesang oder geistige Energien in Form zu bringen und doch spürbar zu machen, dass jede äußere Erscheinung nur eine vorübergehende sein kann: das ist eine der großen künstlerischen Errungenschaften der Meera Mukherjee, die tief in indischen Denkweisen wurzelt.
Hinweisen möchten wir Sie auch auf unser Rahmenprogramm zur Ausstellung:
Am 23. September 2012, um 11.30 Uhr, wird eine Führung durch die Ausstellung mit Dr. Georg Lechner angeboten, der zu den ausgewiesenen Kennern des Werkes von Meera Mukherjee gehört. Am 29. September 2012, um 17 Uhr, führt Christoph Hahn, der seit vielen Jahren die Sendereihe „Außereuropäische Musik“ im BR betreut, an Beispielen in die indische Musik ein. Und am 6. Oktober 2012, um 17 Uhr, ist Sandra Chatterjee zu Gast im Buchheim Museum. Sie ist im klassischen indischen Tanzstil Kuchipudi und in modernen Tanzsprachen ausgebildet und wird an Beispielen das Thema Tanz im Werk von Meera Mukherjee erläutern.
Die Ausstellung wurde von Dr. Georg Lechner, Vorstand Indien-Institut München, Reena & Abhijit Lath, Gallery Akar Prakar, Kolkata, und Dr. Clelia Segieth, Buchheim Museum, kuratiert, der auch die Gestaltung der Ausstellung oblag. Zur Schau erscheint ein Katalog mit zahlreichen Texten sowie Abbildungen aller ausgestellten Werke, der von Reena und Abhijit Lath konzipiert und produziert wurde. Er ist zu einer Schutzgebühr von € 10.- im Museumsladen erhältlich.
Dr. Clelia Segieth
Kuratorin des Buchheim Museums
Museumsleitung
Links: Meera in jungen Jahren, rechts: Meera auf ihrem Balkon, 1990er Jahre
Sitarspieler, Bronze
Alaap: Savara Foundation for the Arts
Wo Meera lebte und arbeitete
Meera, arbeitend an ihrer letzten Skulpture, Buddha
Sandra Chatterjee, Fotos: © C. Mukherjee / A. Elbing
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