BUCHHEIM 100

Ausstellung vom 17. März bis 1. Juli 2018

Lothar-Günther Buchheim zum 100. Geburtstag.


Lothar-Günther Buchheim, Mannschaft auf Brücke, Tusche und Aquarell auf Papier, 1943

»Die Wahrheit ist ein heikel Ding …«. Diesem Motto Lothar-Günther Buchheims folgend soll im Jahr seines 100. Geburtstags Licht in die Biografie des Museumsgründers gebracht werden. An vier Booten und vier Büchern werden seine Lebensetappen zur Darstellung gebracht. Die Besucher erwartet eine spannende Inszenierung mit originalen Sachzeugnissen, großen Schiffsmodellen, Filmrequisiten, Kunstwerken sowie Fotos, Filmen und Tondokumenten, die in Zusammenarbeit mit den Berliner Ausstellungsmachern Sven Femerling und Carsten Bauer entsteht. Dank der Zusammenarbeit mit dem Journalisten Gerrit Reichert, der seit Jahren das Thema bearbeitet, kann vor allem eine historisch-kritische Neubewertung von Buchheims Teilnahme am U-Boot-Krieg und von seiner Rolle im Apparat der NS-Propaganda präsentiert werden. Freilich soll auch sein späteres Eintreten für die Rehabilitierung der als »entartet« diffamierten Kunstströmungen sowie für die befreiende Kraft der Phantasie gewürdigt werden, das in der Gründung des Buchheim Museums seinen krönenden Abschluss fand.

Ausstellung und Begleitbuch befassen sich biografisch mit dem Künstler, Autor, Verleger und Sammler Lothar-Günther Buchheim. Der Schwerpunkt wird auf Buchheims berühmtestes Werk »Das Boot« gelegt. Hier sind zum Teil sensationelle Neuentdeckungen zu den tatsächlichen, historischen Begebenheiten an Bord von U96 und aus dem Leben des Kriegsberichters Buchheim Thema. Es soll jedoch auch ein weiter greifender Rahmen gesteckt werden, der Buchheims Lebenslauf als paradigmatische deutsche Biografie des zwanzigsten Jahrhunderts verständlich macht und zugleich die großen menschlichen Fragen der Verführbarkeit, der Angst und der Schuld nahe bringt. Buchheim stand den Nazis eigentlich nicht nahe, wurde aber doch von der Faszination des Krieges ergriffen, machte mit, sogar an der vordersten Linie der Propagandakompanie, bereute und bewältigte sein Trauma durch Aufarbeitung und kulturelles Engagement für ein offenes, liberales und demokratisches Deutschland. Die Ausstellung soll insgesamt vier Kapitel erhalten, die jeweils eine autobiografisch inspirierte Publikation Buchheims und ein Schiff in den Mittelpunkt stellen:

1) Rund um ein original erhaltenes Faltboot aus Buchheims Nachlass soll an den jungen, außergewöhnlich wissbegierigen, tatendurstigen und hochbegabten jungen Mann Buchheim erinnert werden, der sich 1938 aufmachte, um die Welt kennenzulernen und Grenzen zu erfahren. Als 20-Jähriger war Buchheim mit dem Boot auf der Donau bis zum Schwarzen Meer gefahren. Die Erlebnisse hielt er in dem Buch »Tage und Nächte steigen aus dem Strom« fest.

2) Das Hauptkapitel besteht aus einer frisch recherchierten, historisch-kritischen Teilbiografie über Buchheim in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Nach intensiver Auswertung von bislang unentdecktem Archivmaterial und durch Zeugenbefragungen können hier nun erstmals die historischen Hintergründe zu Buchheims Romanen »Das Boot« und »Die Festung« rekonstruiert werden. In Zusammenarbeit mit der Bavaria Film GmbH werden auch die filmischen Interpretationen des Themas von 1981 und von heute behandelt. Außerdem werden spannende Enthüllungen zu Buchheims Aktivitäten als Autor und Maler im Dienste der Nazi-Propaganda in diesem Kapitel dargelegt. Das Schiff dieses Lebensabschnitts ist selbstverständlich U 96.

3) Das dritte Kapitel ist Buchheims Verarbeitung der Kriegserlebnisse in den Jahrzehnten danach gewidmet. Es kulminiert in dem Zwist zwischen dem Kommandanten von U 96 Heinrich Lehmann-Willenbrock und Buchheim. Exemplarisch hierfür steht ein Modell des Nuklearschiffs »Otto Hahn«, auf dem Lehmann-Willenbrock als Kapitän fuhr. Auf gemeinsamen Reisen auf dem Schiff reflektierten die beiden Freunde die Kriegserlebnisse gemeinsam. Schließlich gelangten Sie jedoch zu sehr unterschiedlichen Auffassungen über Sinn und Unsinn des Krieges. Auf diese Ereignisse nimmt Buchheims dritter autobiografischer Roman »Der Abschied« Bezug .

4) Im Verlauf seines Lebens hat sich Buchheim immer wieder mit seiner Beteiligung als Marinemaler und Kriegsberichter an den Gräueltaten der Nazis auseinandergesetzt. Sein im Bau des Buchheim Museums der Phantasie gipfelndes kulturelles Engagement ist als Zielpunkt dieser jahrzehntelangen Aufarbeitung zu verstehen. Das »Schiff« dieses Kapitels ist das Museumsgebäude von Günter Behnisch, das sich wie ein Ocean Liner in den Starnberger See schiebt. Das dazu gehörende Buch trägt den schönen Titel »Museum in den Wolken«. Darin setzt sich Buchheim mit dem Scheitern eines Buchheim Museums in Duisburg 1985 auseinander, und entfaltet zugleich die Grundintentionen seines Museums der Phantasie, das später in Bernried am Starnberger See entstehen soll.

Rahmenprogramm

Sonntag, 13. Mai, 14.30 Uhr
Gespräch mit dem Leitenden Ingenieur von U 96
Friedrich Grade, letzter Überlebender von U 96, ist heute 102 Jahre alt. Gerrit Reichert, Autor des Buches zur Ausstellung Buchheim 100, hat vor zwei Jahren ein Gespräch mit ihm geführt und es gefilmt. Nun zeigt er es im Buchheim Museum und gibt in Kommentaren interessante Hintergrundinformationen. Grade war als Leitender Ingenieur bei der siebten Feindfahrt von U 96 im Jahr 1941 dabei, die Buchheim durch seinen Roman Das Boot weltberühmt machte. Trotz Verbots führte er ein Tagebuch. Grade kennt die Realität hinter Buchheims Darstellung.

Mittwoch, 6. Juni, 15.30 Uhr
Expertenführung Enigma
Hauptmann Wolfgang Schmidt, Fachlehrer Fernausbildung an der Schule Informationstechnik der Bundeswehr in Feldafing und dort zuständig für die historische Sammlung, erläutert die kriegsentscheidende historische Bedeutung der legendären Enigma-Verschlüsselungsmaschine und führt ihre Funktionsweise vor.

Sonntag, 10. Juni, 14.30 Uhr
Expertenführung »Das Boot« – der Film
Sven Femerling, Diplomdesigner und Gestalter der Ausstellung Buchheim 100, realisierte bereits 2006 im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main eine Ausstellung zur »Boot«-Verfilmung von Wolfgang Petersen. Als absoluter Experte dieser Materie berichtet er bei seiner Führung durch die Ausstellung anekdotenreich über die Entstehung des Films und die Konflikte zwischen Autor Buchheim und Regisseur Petersen.

Sonntag, 10. Und 24. Juni, jeweils 15.30 Uhr
Expertenführung Enigma
Der Kryptologe Manfred Kienzle, an der Schule Informationstechnik der Bundeswehr in Feldafing zuständig für die Reparatur der historischen Geräte, erläutert die kriegsentscheidende historische Bedeutung der legendären Enigma-Verschlüsselungsmaschine und führt ihre Funktionsweise vor.

Weitere Informationen

Der Katalog zur Ausstellung:

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