Otto Dix' Aquarelle der Düsseldorfer Zeit (1922 - 1925) aus der Sammlung Buchheim

Nur bis 18.12.2005

"Die große Zeit des großen Realisten Otto Dix war die erste Hälfte der 20er Jahre. Er packte die Wirklichkeit bedingungslos, und sein kritischer Drang nach schonungslos wahrhaftiger Darstellung der Menschen und Dinge ist nicht ohne Grausamkeit. Diese Härte prägt neben den Bildern und Zeichnungen auch manche seiner Aquarelle, das proletarisch unbeschönigte "Erwachen" (1922), das brutal-elementare Naturereignis "Mutter und Kind" (1922), die fatale Schreckensszene des "Selbstmörders" (1922), das grölende betrunkene "Liebespaar" (1923). Die oft grausige Schilderung einer sozial unterprivilegierten Welt in ihrer ganzen radikalen Entblößung und Hässlichkeit, lässt Dix bis an den Rand der Karikatur geraten, der Überpointierung, die dann vollends umschlagen kann in die ironische Persiflage. Gleichzeitig und doch gänzlich anders temperiert nimmt ein unerwartet witzig-distanzierter Dix die kleinbürgerliche Idylle aufs Korn ("Frühlingsabend",1922) und legt einen Almanach makaber-mondäner Dekadenz vor, der, perfekt erfunden und gemalt, im Werk von Dix ganz einzigartig dasteht ("Der Gott der Friseure",1922; das "Moderne Tanzpaar," 1922; "Mieze, abends im Café", 1923). Diese Gruppe der realen Großstadtträume, halb kritisch bewußt, halb somnambul enthoben und in den schönsten Giftfarben illuminiert, gehört zu den Glanzstücken der Sammlung."

Lothar-Günther Buchheim

"Alle Delikatessen und Liköre, die ich aufbringen konnte, standen zum Empfang bereit. Er kam auch bald mit fliegendem Cape, großem Hut und begrüßte mich mit Handkuß... Morgens packte er seinen Karton aus, es kamen zum Vorschein: Lackschuhe, Parfüms, alles für die Schönheitspflege..." So schildert Johanna Ey, Galeristin und Förderin der rheinischen Avantgarde, Dix' Ankunft in Düsseldorf im Herbst 1922. Ein Jahr zuvor war Dix - damals noch Student der Dresdener Kunstakademie - schon in Düsseldorf gewesen und hatte während dieses Aufenthaltes den Arzt und Kunstsammler Dr. Hans Koch porträtiert. Dix lernte damals auch Kochs Frau Martha kennen, die im Februar 1923 dann seine Frau wurde. Martha und Otto Dix waren beide leidenschaftliche Tänzer und zogen sogar in Erwägung, bei öffentlichen Tanzwettbewerben aufzutreten. Dix liebte besonders amerikanische Modetänze wie den Shimmy und den Charleston, was ihm den Spitznamen "Jim" oder "Jimmy" eintrug ...

Düsseldorf war nicht nur mondäner und moderner als Dresden. Hier saß eine wohlhabende Käuferschicht von Geschäftsleuten und Industriellen, die zeitgenössische Kunst und junge Talente förderten. Dix bewegte sich vorwiegend im Kreis der Künstler des "Jungen Rheinland", zu dem unter anderen Gert Wollheim, Otto Pankok, Jankel Adler und Adalbert Trillhaase gehörten. Während seiner Studienzeit an der Düsseldorfer Akademie - Dix war Meisterschüler von Heinrich Nauen - war für ihn vor allem die Begegnung mit Wilhelm Herberholz wichtig, der die Schüler in druckgraphischen Techniken unterrichtete: 1924 erschien im Verlag Karl Nierendorf (Berlin) der Zyklus "Der Krieg" mit insgesamt 50 Aquatinta-Radierungen.

Museumsrundgang am Samstag und Sonntag jeweils um 14.30 Uhr.

Mit schönen Grüßen

Dr. Clelia Segieth, Kuratorin des Buchheim Museum


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