Schöne alte Bilderbögen aus Épinal und Metz

Neue Kabinettausstellung, 03.12.2005 bis 28.01.2007

Zum 2. Advent wartet das Buchheim Museum mit einer Überraschung auf: Lothar-Günther Buchheim gibt mit der neuen Kabinettausstellung "Schöne alte Bilderbogen aus Épinal und Metz" ab 3. Dezember einen Einblick in seine umfangreiche Sammlung von Bilderbogen, die insgesamt Hunderte von Blättern umfasst.

Die bäuerliche und kleinbürgerliche Klientel der französischen Provinz erwarb sie auf Jahrmärkten oder Wallfahrten, aber auch bei Kolporteuren, fliegenden Händlern, die mit allerhand Kurzwaren und Spielzeug über Land zogen: farbige Bilderbogen, die Nachfahren der spätgotischen Einblattdrucke und liebenswerten Vorläufer unserer heutigen illustrierten Zeitungen.

Épinal und Metz waren Zentren der Bilderbogenherstellung im 19. Jahrhundert. Jean-Charles Pellerin (1756-1836) und seine Nachfolger betrieben ihre Offizin in Épinal im großen Stil. Zwischen 1820 und 1850 entwarf Francois Georgin (1801-1863) einen Großteil der Pellerinschen Blätter. Formenschneider schnitten seine Motive in Holz. Nach dem Druck wurden die Holzschnitte mit der Hilfe von Schablonen in wenigen kräftigen Farben koloriert. Ab 1850 wurde der Holzschnitt zunehmend von der Lithographie verdrängt.

Die Themen der Bilderbogen waren breit gefächert: Neben religiösen Motiven, die als Haus- oder Stallsegen Verwendung fanden oder in Truhen und in Schränke geklebt wurden, waren volkstümliche oder sentimentale Erzählstoffe wie die Tragödie von Pyramus und Thisbe sehr beliebt. Dazu kamen Motive der Volkskunst oder -poesie, sowie Geschichten von volkstümlichen Helden, auch Werbung für das Soldatenleben, und zeitgeschichtliche Ereignisse. Die Napoleonserie der Pellerins fand trotz Zensurversuchen weite Verbreitung. Erst ab 1830/40 gab es Bilderbogen für Kinder: Gänsespiele, Hampelmänner, Ausschneidebogen, Theaterblätter, Konstruktionsbogen (ab 1858) und vieles andere mehr.

Viele Bilderbogenkünstler ließen sich von Gemälden und anderen Werken der Hochkunst anregen, die zumeist durch Gravuren vermittelt wurden. Der reduzierte Stil der "images" wiederum, deren ausdrucksstarke, Perspektive und Volumen mißachtende Bildsprache und ihre intensiven Farben faszinierte die künstlerische Avantgarde zu Beginn des 20. Jahrhunderts, allen voran Kandinsky und die "Blauen Reiter".

Mit schönen Grüßen

Dr. Clelia Segieth
Kuratorin des Buchheim Museum


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