Kunstgefühl und Musikgenuss

Ein Sommerabend im Buchheim Museum am 4. Juli 2009

Erster Akt: Samstag, 4. Juli 2009, 19.00 Uhr.
Vorverkauf EUR 8.- / Abendkasse EUR 10.-

Unter dem Motto "Kunstgefühl und Musikgenuss" hebt das Buchheim Museum eine neue Veranstaltungsreihe aus der Taufe. Sie wird das Kulturareal rund um den Starnberger See jeden Sommer um mindestens eine Attraktion bereichern.

Querverbindungen treten dabei zu Tage, spirituelle Ankerplätze von Künstlern werden gezeigt, geistige Hintergründe ihres Schaffens erfahrbar. Ein kurzweilig-spannender Bildvortrag, gefolgt von einem ausgefallenen live-Konzert: das ist die Formel für die Veranstaltung.

Wie der wahre Maler auf der Suche nach unbeschränkter Formenvielfalt weder kulturelle noch geographische oder gar politische Grenzen akzeptiert, wird der echte Musiker sich selten mit den Traditionen seiner eigenen Musiksprache allein zufriedengeben.

Kunst ist in diesem Sinne ein niemals endender Ausflug in fantastisch weite Ferne, der bei jedem Wetter stattfinden kann.

In Abwandlung dieser Maxime ergibt sich für die Reihe "Kunstgefühl und Musikgenuss" folgender Fahrplan: Jeden dieser Sommerabende eröffnet ein kurzweiliger Bildvortrag zu einem ausgesuchten Kunstthema, das Bezüge zu im Buchheim Museum vertretenen Werken hat. Danach ist Musik-Zeit. Ein live-Konzert handverlesener Künstler lässt den Abend ausklingen.

Bei gutem Wetter wird Open-Air vorgetragen und gespielt, bei schlechtem im Veranstaltungssaal. Eine begrenzte Anzahl KARTEN GIBT ES AB SOFORT IM VORVERKAUF AN DER MUSEUMSKASSE. Bei garantiert schönem Wetter am Veranstaltungstag sind zusätzliche Tickets an der Abendkasse (ab 18 Uhr) erhältlich.


Szene eins: "Leoparden küsst man nicht. Ernst Ludwig Kirchner und die Kunst Kameruns."

Bildvortrag von Dr. Christine Stelzig, Museum der Weltkulturen, Frankfurt am Main

Einer der bekanntesten Vertreter des Deutschen Expressionismus war der Maler Ernst Ludwig Kirchner, von dessen Werk das Buchheim Museum eine reichhaltige Auswahl besitzt. Wie allen Mitgliedern der Dresdener Künstlergruppe "Brücke" (gegründet 1905) erschien ihm eine Annäherung an die Formensprache "exotisch" anmutender außereuropäischer Kulturen als rettender Ausweg vor einer überkommenen akademischen Darstellungsart in der Kunst. Die "Objekte der Begierde" waren schon zu Kirchners Jugendzeit in zahlreichen deutschen Völkerkundemuseen zu betrachten.

Von Ernst Ludwig Kirchner ist mittlerweile gesichert, dass er ein originales hochkarätiges Werk kamerunischer Schnitzkunst besaß. Es handelt sich dabei um einen Leoparden-Hocker aus dem 19. Jahrhundert, das Kunstwerk eines Meisters der Babanki aus der Tungo-Region. Dieser Hocker begleitete Kirchner fast dreißig Jahre seines Lebens und findet sich -nicht nur als Staffage- in vielen seiner Werke wieder.

Wer mehr über diese und andere spannenden Querverbindungen zwischen Ernst Ludwig Kirchners Kunst und afrikanischer Bildhauerei erfahren möchte, darf sich auf Dr. Christine Stelzig freuen. Geboren 1962 in Rosenheim, studierte sie Ethnologie, Neuere Geschichte und Afrikanische Geschichte in München, Paris und Leipzig. 1994 bis 2002 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ethnologischen Museum Berlin. 2008 zeichnete sie als Projektleiterin für die Ausstellung "Ernst Ludwig Kirchner und die Kunst Kameruns" im Museum der Weltkulturen in Frankfurt am Main verantwortlich, das sie seit Ende letzten Jahres kommissarisch leitet. Zahlreiche Publikationen zur Kunst Afrikas, Sammlungs- und Fotografiegeschichte runden das Bild einer vielgewandten Spezialistin ab, die es versteht, ihr Wissen ebenso kenntnisreich wie verständlich darzubieten.


Szene zwei: Der Griot und seine Kora.

Seyni Cissoko, Dakar, Senegal

Der Name "Cissoko" wird bei vielen Afrika-Insidern eine angenehme musikalische Erinnerung auslösen. Ist das nicht der Virtuose mit der einzigartigen Harfe und dem stimmungsvollen Gesang aus Dakar? Ganz recht.

Seyni Cissoko, geboren 1965 im Senegal, kam 1989 nach Deutschland, lebt heute mit Frau und Kindern in München. Er stammt aus einer der alteingesessenen Griot-Familien Westafrikas.

Die Griots, das weiß jeder in Westafrika, sind Überlieferer der alten Geschichte und Geschichten, waren von jeher aber auch die Botschafter der Könige ihres Landes.

Um Geschichten in Klänge zu verwandeln, benutzt der Griot seine wohlklingende Stimme, und seine Begleiterin, die Kora. Mit ihren 21 Saiten in diatonischer Stimmung ist ihr schwärmerischer Klang wohl am ehesten mit dem einer Harfe zu vergleichen. In Westafrika wird die Kora gerne als "Instrument der Götter" bezeichnet.

Schon als Junge lernte Seyni Cissoko das Spielen der Kora von seinem Vater. Auch heute noch interpretiert er gerne die traditionellen Lieder seines Landes, besingt die Geschichte der alten Kulturen Senegals, Gambias und Malis in Mandinke-Sprache. Allerdings lässt er es sich nicht nehmen, den Inhalt eines jeden Liedes dem Publikum kurz auf Deutsch zusammenzufassen. Er will, dass verstanden wird, was er zu sagen hat, denn er hat etwas zu sagen.

Seyni Cissokos Musik wäre undenkbar ohne ihre westafrikanischen Wurzeln. Der Musiker-Mensch Seyni selbst aber bewegt sich nicht nur innerhalb traditioneller Horizonte. Er spielt auf seine besondere, individuelle Art Eigenkompositionen von Jazz bis Klassik auf dem mystischen Instrument, dessen Musik direkt in die Herzen der Menschen dringt. Musikalische Eigenständigkeit einerseits und ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen dafür, was verwandte musikalische Seelen umsetzen wollen, führt immer wieder zu spannenden Kooperationen, fusions im besten Sinne des Wortes. Wer Seyni Cissoko live erlebt, wundert sich nicht, dass der viel als Gastmusiker gereiste Performer auch auf eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester München zurückblicken kann.

Auf Ihr Kommen freut sich Dr. Robert Fin Steinle


Meldungen


Ernst Ludwig Kirchner: Frau im Waschzuber, 1911
© Buchheim Museum


Seyni Cissoko mit der Kora © Seyni Cissoko

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