Malen wie Schlafwandeln auf dem First - Südliche Landschaften von Lothar-Günther Buchheim

Sonderausstellung vom 25. März bis 24. Juni 2012

 

»Was das Auge sieht, ist geheimnisvoll und wunderbar genug, um einen das Leben lang zu beschäftigen.«
Lothar-Günther Buchheim

 

Den Auftakt der diesjährigen Ausstellungssaison bilden Werke des Malers Lothar-Günther Buchheim (1918 – 2007). Jedoch werden nicht Buchheims bekannte Bilder gezeigt, wie etwa dessen berühmte Folge »Die Tropen von Feldafing« oder Blätter, die in der Bretagne oder am Starnberger See entstanden sind. Im Zentrum der aktuellen Schau stehen vielmehr Aquarelle und Gouachen, die Buchheim in Italien und Spanien, aber auch auf dem Weg in den Süden malte, also auf der Fahrt durch die Alpen, durch Südtirol und das Trentin. Wer in dieser Ausstellung auf den Spuren des Malers Buchheim wandelt, kann selbst eine Reise in und durch südliche Gefilde tun und dabei beobachten, wie sich Landschaft, Licht und Atmosphäre wandeln und verändern. Denn Buchheim malte – in der Manier der klassischen Freilichtmaler – stets draußen in der Natur, vor dem Motiv.

»Mir geht es um Befunde«, meint Buchheim 1978. »Ich will keine Zutaten einfügen. So ist die Natur – so habe ich sie gesehen – so war mein Zustand – so war der Zustand der Natur im nämlichen Augenblick. Also keine Phantasterei, nur das Reale: Dokumentation der Natur und meiner selbst, quasi ein Mittelding zwischen Selbstausdruck und Befund. Also nichts darstellen, was nicht aus dem unmittelbaren Erlebnis kommt.« Die Spanienbilder aus dem Jahr 1969 zeigen Buchheim auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Das schwarze Lineament fließt, bewegt sich frei, rhythmisiert strukturiert. Und die Farbpalette ist reich, differenziert und gewinnt an Intensität. Ein Olivenhain mit tänzerisch daherkommenden Bäumen, ein Steinbruch, Gehöfte im Abendlicht, ein Hangweg – das sind die Motive, die Buchheim liebte.

Keine spektakulären Panoramen also, sondern »triviale Landschaften« (Buchheim) im Sinne der »paysage intime«. – Die Farben und Formen der Italienbilder sind freilich andere. Buchheim malt hier vorwiegend in Venetien, durchstreift auch venezianische Städte. Manches Mal, doch sehr selten, fordert die lichte Atmosphäre den Verzicht auf das schwarze Lineament ...

»Für mich ist Malen wie Schlafwandeln auf dem First«, schreibt Buchheim. »Mich darf keiner anrufen. Wenn es doch einer tut – wenn einer sich anpirscht und mich anquatscht, ist es aus. Mein Bild stürzt ab ... Ich muss dann meine Sachen einpacken, meines Zorns und meiner Trauer Herr werden, weggehen, mich sinken lassen und darauf warten, dass mich der Blitz noch einmal trifft.«

Dr. Clelia Segieth
Kuratorin des Buchheim Museums
Museumsleitung


Meldungen


Rosa Haus mit Palmen (Spanien), Aquarell und Tusche, 1969 © Buchheim Museum




Spanische Landschaften, Aquarell und Tusche, 1969 © Buchheim Museum

Besuchen Sie uns auf Instagram