CHAGALL. Leben und Lieben

Sonderausstellung vom 10. November bis 9. März 2014

Pressemeldung zur Verlängerung

Zwei große Themen der Menschheit stehen im Mittelpunkt dieser Ausstellung über Marc Chagall: das Leben und die Liebe. Viele der gezeigten Arbeiten stammen aus den Grafikbeständen des Buchheim Museum. Darüber hinaus ist es gelungen, Leihgaben von herausragender Bedeutung aus einer privaten Sammlung zu bekommen. So ergibt sich eine einzigartige, farbenprächtige und heitere Zusammenschau von den Lithografiezyklen Daphnis & Chloé und Four Tales from the Arabian Nights sowie dem Radierzyklus Mein Leben, aber auch einer ganzen Reihe einzelner druckgrafischer Arbeiten. Daphnis & Chloé illustriert den gleichnamigen antiken Hirtenroman, den Johann Wolfgang Goethe als so beglückend wie den „hellsten Tag“ empfand. Viel mehr noch hat dies für Chagalls 42 Farblithografien zu gelten. Der Künstler war eigens nach Lesbos gereist, um die Stimmungen der mediterranen Handlungsorte aufzunehmen. Nach höchst aufwändiger Produktion bei dem Lithografen Fernand Mourlot mit bis zu 25 Druckschichten erschien das Mappenwerk 1961 bei dem Pariser Verleger Tériade. Entstanden sind Farbkompositionen von satter Tonalität, intensiver Leuchtkraft und berückender Leichtigkeit, welche die erwachende Liebe zweier im mythischen Naturerleben heranwachsender Hirtenkinder ästhetisch reflektieren. Das von Lothar-Günther Buchheim erworbene dritte Exemplar der handsignierten Vorzugsausgabe von Daphnis & Chloé kann nun in der Ausstellung in vollem Umfang genossen werden.

Ein Zyklus, der bei der Themenstellung nicht fehlen durfte, sind die Four Tales from the Arabian Nights. Eines von nur zehn Exemplaren der Sonderausgabe dieses farblithografischen Mappenwerks konnte als Leihgabe hinzugewonnen werden. Die Bildfolge zu 1001 Nacht entstand zwischen 1945 und 1946 während Chagalls Exil in New York. Das Rahmenthema des arabischen Textes aus dem 15. Jahrhundert – die Kraft der Liebe im Angesicht des Todes – steht in Bezug zu Chagalls damaliger Lebenssituation. Noch weitaus illustrativer angelegt als Daphnis & Chloé, weisen die dreizehn Blätter eine erstaunliche Palette auf. Chagall gelingt es, die Erzählung im betörenden Spiel der Farben und Figuren auf ihre erotischen Handlungskerne zu verdichten und mit dem exotischen Aroma des Morgenlandes zu würzen. Für die bildreiche, zuweilen fantastische Sprache findet er Motive von traumhafter Intensität: etwa das entblößte Mädchen, das sich unter der kosenden Hand des Königs in einen kostbaren Silberbarren verwandelt; oder das liebende Paar, das auf einem Pferd reitend in einem blauen Luftwirbel die Sonne überspringt.

Mein Leben, der dritte für die Ausstellung bedeutsame Zyklus, kann dank einer Kombination von Leihgaben und eigenen Beständen nahezu vollständig gezeigt werden. Alle 20 Radierungen der Folge sind zu sehen, und darüber hinaus fünf von sechs Supplementblättern. Sie entstanden zwischen 1922 und 1923 in Berlin, auf Vorschlag des Galeristen Paul Cassirer, mithilfe des Radierers Hermann Struck. Es handelt sich um die ersten druckgrafischen Arbeiten Chagalls überhaupt. Grundlage ist ein autobiografischer Roman. Beschrieben werden Kindheit und Jugend in der weißrussischen Stadt Witebsk, die ersten Begegnungen mit seiner Frau Bella, seine künstlerische Ausbildung in St. Petersburg, seine Zeit in Paris vor dem Ersten Weltkrieg sowie seine Teilnahme an der Revolution in Russland. Hervorzuheben ist Der Spaziergang, ein Blatt, das Chagall mit seiner jung vermählten Frau zeigt, ihn mit einem Fuß an der Weinkaraffe, sie im Liebesrausch an seiner Hand schwebend über den Kirchtürmen der Stadt.

Chagall wurde 1887 in Witebsk geboren. Vor dem Ersten Weltkrieg erlangte er in Paris und Berlin seinen internationalen Durchbruch. Er unterstützte die Oktoberrevolution und wurde Kunstkommissar von Witebsk. 1922 kehrte er nach Berlin und Paris zurück. Als Jude und „entarteter“ Künstler von den Nationalsozialisten doppelt verfolgt, wanderte er in die USA aus. Von dort kehrte er 1948 nach Frankreich zurück. Deutschland besuchte er nie wieder, doch entdeckte das deutsche Publikum ab 1955 seine Liebe zu Chagall neu. Lothar-Günther Buchheim hatte schon 1953 begonnen, sich als Verleger, Sammler und Autor mit ihm zu befassen. Auf dem Hintergrund des Holocausts war es Chagall ein inneres Anliegen, durch die Harmonie seiner Kunst den Gedanken der Aussöhnung in die Welt zu tragen. So sind die präsentierten Werke auch als suggestive Gegenbilder zu den von ihm durchlebten Schrecken zu verstehen. „In der Kunst wie im Leben“, so brachte Chagall einmal sein Grundanliegen auf den Punkt, „ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist.“


Veranstaltungen


PDF-Flyer zur Ausstellung

Sonntag, 10. November 2013, 17 Uhr
Eröffnung
mit Grußworten von Diethild Buchheim, Edmund Stoiber und Charlotte Knobloch und einer Einführung von Daniel J. Schreiber. Es spielen die Salonlöwen. Die Ausstellung ist am Eröffnungstag bereits für alle Besucher geöffnet.

Sonntag, 24. November, Samstag 14. Dezember, jeweils 16 Uhr
Klezmer mit Chagall
Rundgang durch die Ausstellung mit dem Ensemble Souvenir: Leonid Peysakh (Klarinette), Vladimir Gaba (Violine), Slava Dorochov (Klavier) sowie Freia Oliv (Erläuterungen zu Chagall am 24. November) und Daniel J. Schreiber (Erläuterungen zu Chagall am 14. Dezember), Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Samstag, 30. November, 17 Uhr
Empfindungen. Klavierkonzert mit Ines Höpfl
Die Trägerin des Preises des Buchheim Museum und Schülerin der Gourari-Klavierschule München spielt in der Ausstellung am Flügel: Carl Philipp Emanuel Bach, Fantasie fis-Moll; Franz Liszt, Ballade Nr. 2 H-Moll; Sergei Sergejewitsch Prokofjew, Sonate Nr. 9 C-Dur, Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Sonntag, 1., 8., 15. und 22. Dezember, 14.30-16 Uhr
Fliegen und Träumen mit Chagall. Familienprogramm
Werkstatt für Kinder ab 7 Jahren mit Leonore Maria Pflanzer, und öffentliche Führung oder einfach nur freie Zeit für die Eltern im Buchheim Museum, Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Sonntag, 8. Dezember, 16 Uhr
Marc & Bella
Yvonne Brosch und Matthias Eberth lesen in der Ausstellung aus Marc Chagalls Mein Leben und Bella Chagalls Brennende Lichter, eine Kooperation mit dem Stadttheater Weilheim, Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Sonntag, 15. Dezember, 16 Uhr
Direktorenführung
Rundgang durch die Chagall-Ausstellung mit Daniel J. Schreiber, Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Sonntag, 2. Februar 15 Uhr
Love Poetry Show
Mit dem bekannten Münchner Slam Master Ko Bylantzky, den Slammern Frank Klötgen (Berlin), Franziska Holzheimer (Hamburg) und Alex Burkhard (München). Dazu Poetry-DJ Rayl Patzak (München)

Freitag, 14. Februar
Valentinstag!
Freier Eintritt für alle Liebespaare am Tag der Liebenden! 

Sonntag, 9. März 2014, 12-17 Uhr
Finissage
mit Cicerone-Führung von Direktor Daniel J. Schreiber durch die Ausstellung, Samowar-Empfang mit Olga Daniker und um 16 Uhr Chagall-Quiz mit Preisen für die Gewinner. Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte.


Erweiterte Öffnungszeiten am Wochenende

Damit allen genügend Zeit zum entspannten Schauen im Museum, zum Genießen im Café oder zum Durchstöbern der Bücher und Geschenkideen im Museumsladen bleibt, ist die Öffnungszeit des Buchheim Museums an Wochenenden und Feiertagen von 17 Uhr auf 18 Uhr verlängert worden.


Führungen

Samstags, 15.30 Uhr (außer 15. Februar)
Samowar-Führung
Rundgang durch die Ausstellung und Gespräch bei einem heißen Glas Tee am Samowar, Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

Sonntags, 14.30 Uhr
Chagall-Führung an Sonntagen

Dem großen Publikumsinteresse folgend, konzentriert sich ab 19. Januar die sonntägliche öffentliche Führung durch das Buchheim Museum um 14.30 Uhr auf die Chagall-Ausstellung. Teilnahme 2,50 € zzgl. Eintritt.

Unser individuelles Angebot
Gruppenführungen, Schulklassenführungen, Workshops
Lassen Sie sich beraten und buchen Sie unter Tel.: 08158/99 70 50 oder info@buchheimmuseum.de


Der Kalender zur Ausstellung

Chagall. Lieben und Leben
Der Kalender für das Jahr 2014, auch als ewiger Jahreszeitenkalender, anstelle eines Ausstellungskataloges, hg. v. Daniel J. Schreiber, mit maßstabsgetreu faksimilierten Bildern von Marc Chagall aus Daphnis & Chloé sowie den dazugehörenden Textstellen aus dem antiken Liebesroman.

Feldafing: Buchheim Verlag, 25 € im Museumsladen.


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