Max Klinger – Der Modernste unter den Modernen
Sonderausstellung 16.6. bis 27.10.2013
Max Klinger (1857-1920) gehört zu den großen Künstlern um 1900! Vergessen scheint, dass er einmal als der „Modernste unter den Modernen“ galt, so der dänische Schriftsteller Georg Brandes im Jahre 1882. Klingers Bilder seien von einer Originalität, „unähnlich Allem“, was man bisher gesehen habe. Das Buchheim-Museum erinnert daran, dass er mit seinen suggestiven wie neuartigen graphischen Zyklen viele Künstler wie Giorgio de Chirico, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Max Beckmann oder Max Ernst beeinflusst hat. Im „Museum der Phantasie“ soll einem Künstler Tribut gezollt werden, der alle „Register des Lebens“ - so Käthe Kollwitz - zog, dessen Werk von staunenswerter Vielfalt ist, mit realistischen und phantastischen Zügen, in dem sich Alltägliches mit Surrealem mischt.
Wir dokumentieren zehn Zyklen (zum Teil in Auswahl), von der ersten Mappe „Radierte Skizzen“ aus dem Jahre 1879 bis zum letzten und umfangreichsten Radierzyklus „Das Zelt“ von 1914. Die Ausstellung zeigt einen der größten Graphiker der Kunstgeschichte, einen faszinierenden Ideenkünstler, eine „Jahrhundertgestalt“, der wie kein anderer „die ästhetischen und gesellschaftlichen Spannungen und Entzweiungen seiner Epoche in sich“ trug, so der kürzlich verstorbene große Wiener Kunsthistoriker Werner Hofmann.
Der rheinische Sammler Peter Ludwig schrieb 1988 über den Sammlerkollegen Lothar-Günther Buchheim: „Nie geht er die ausgetretenen Pfade, immer ist er dem Außerordentlichen, dem Ausgefallenen, der Rarität auf der Spur.“ Erst nach und nach wird deutlich, wie recht Peter Ludwig hatte: Buchheims sammlerischer Kosmos scheint unerschöpflich zu sein! Ähnlich wie Peter Ludwig hatte Lothar-Günther Buchheim die „ausgetretenen Pfade“ verlassen und sich immer auch dem „Außerordentlichen“ zugewandt. Wer aber wusste schon, dass Buchheim seit den 60er Jahren graphische Blätter von Max Klinger sammelte. Die wichtigsten Mappen von ihm befinden sich in Buchheims unerschöpflicher „Wunderkammer“. Zu einem Zeitpunkt, als das Werk von Klinger völlig unbeachtet war, hat er es gesammelt und auf erhellende Weise kommentiert. In seinem schriftlichen Nachlass findet sich z.B. der Hinweis: „Max Klinger habe, so wurde gesagt, den Zweifeln und Schauern, der Unseligkeit und Zerrissenheit, den Qualen und der Sehnsucht der modernen Seele Gestalt zu geben versucht. Eine Weltauffassung bekunde sich, die sich über das Erdentreiben emporhebt und den kosmischen Problemen des Werdens und Vergehens ins Auge blickt.“ In diesen und anderen Notizen erweist sich Buchheim als sensibler Kommentator. Der Sammler des Expressionismus spürte, dass Klinger von der jüngeren expressionistischen Künstlergeneration gar nicht so weit entfernt war und der „Sehnsucht der modernen Seele Gestalt zu geben versucht.“
In der Ausstellung im Buchheim Museum soll Max Klinger als der „Modernste unter den Modernen“ vorgestellt werden, einer, der auf unverwechselbare Weise der „Unseligkeit und Zerrissenheit“ aber auch der Schönheit Ausdruck verlieh.
Dr. Richard Hüttel
Kurator der Ausstellung
Weitere Informationen
Max Klinger - Der Modernste unter den Modernen
Broschüre zur Ausstellung
EUR 9,80 zzgl. EUR 2,50 Versandkosten
Max Klinger, Bär und Elfe, Blatt 1, aus: Intermezzi, 1881
Max Klinger, Selbstbildnis, leicht nach links gewendet, 1918
Max Klinger, Handlung, Blatt 2, aus: Ein Handschuh, 1881
© Buchheim Museum
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