Eines Lebens Lauf - Lothar-Günther Buchheim

22. April bis 7. Oktober 2007 im Buchheim Museum

Lothar-Günther Buchheim (1918-2007) hat ein überreiches und vielschichtiges Lebenswerk geschaffen, dessen Vielfalt und Umfang zum jetzigen Zeitpunkt kaum überschaubar ist. Über Jahrzehnte wird das Museum aus diesem Fundus schöpfen können.

Die lange Odyssee seiner berühmten Expressionistensammlung und die Eröffnung seines "Museums der Phantasie" in Bernried am Starnberger See (2001), das endlich seiner Museumsidee Gestalt verlieh und seine unter künstlerischen Aspekten zusammengetragenen Werke von Beckmann, Corinth, den "Brücke"-Malern Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff, Nolde, Mueller, Pechstein und anderer Expressionisten und die originelle Melange der volks- und völkerkundlichen Sammlungen unter einem Dach vereinte und durch Wechselausstellungen mit Arbeiten von Künstlern der Ecole de Paris (Picasso, Chagall) ergänzte, hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten vorwiegend den Sammler Buchheim in den Vordergrund gerückt. Und durch den mittlerweile in mehr als 20 Sprachen übersetzten Weltbestseller "Das Boot" sowie durch die nachfolgenden Romane "Die Festung" und "Der Abschied" geriet Buchheim immer wieder als Romanautor in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Doch der Maler, der Buchheim von Haus aus war, seine eigentliche Berufung, die seine ganze Existenz bestimmte, blieb weitgehend im Hintergrund. Umso mehr freute sich Buchheim über seine Ausstellung mit eigenen Werken in seinem Museum und meinte in seiner Begrüßungsrede am 3. Februar 2006: "Ich habe meine Bilder selbst noch nie so gesehen. Jetzt stehe ich davor und staune und gebe zu, daß manche gar nicht so schlecht sind."

In Erinnerung an Lothar-Günther Buchheim zeigt das Buchheim Museum diese Ausstellung "Eines Lebens Lauf - Lothar-Günther Buchheim", in der Buchheim mit seinen Bildern sein Leben dokumentiert, erneut, jedoch in leicht modifizierter Form.

Die Malerei von Lothar-Günther Buchheim bildet den Schwerpunkt der rund 250 Werke umfassenden Ausstellung. An eine Dokumentation, die in groben Zügen die Biographie von Lothar-Günther Buchheim nachzeichnet, schließt sich im Ostturm das Frühwerk an: Schon mit zwölf Jahren schneidet der Knabe mit dem Messer bedrückende Szenen in spröde Linolplatten: stillgelegte Fabriken, Arbeitslose, Bettler... Sensibel geworden war der Blick des Knaben für das Elend seiner Zeit durch die wirtschaftliche Misere der eigenen Familie. Bis 1933 bestimmen sozialkritische Themen und auch alptraumartige Szenarien die Bildwelt des Knaben, bis das flächige Schwarzweiß der expressiven druckgraphischen Blätter gegen die Zeichnung eingetauscht wird: die eigenen Stiefel werden akribisch genau zu Papier gebracht, prüfend dem eigenen Konterfei nachgespürt und Landschaften, Bäume und Häuser nach der Art der Freilichtmaler vor Ort gezeichnet, seltener gemalt.

Die Tuschzeichnungen und Aquarelle, die während Buchheims Donaufahrt mit dem Einmannpaddelboot von Passau bis zum Schwarzen Meer (1938) entstehen, und einige Arbeiten aus seiner Akademiezeit in Dresden und München stehen am Ende dieser Werkgruppe.

Der Wechselausstellungsraum umfasst Arbeiten aus dem Zeitraum von 1940 bis Ende 1960: Als Marinekriegsberichter (ab Herbst 1940) in der Normandie und in der Bretagne eingesetzt, zeichnet Buchheim U-Boote in Bunkerdocks und Hafenanlagen, porträtiert U-Bootkommandanten wie Heinrich Lehmann-Willenbrock, den "Alten" in Buchheims Romanen "Das Boot2 (1973), "Die Festung" (1995) und "Der Abschied" (2000) oder malt an der Côte Sauvage die aufgewühlte See und den Aufprall der Wogen auf bizarre Gesteinsformationen. Scheinbar unberührt vom Krieg sind Landschaftsbilder, die in der Normandie und der Bretagne entstehen.

In den ersten Nachkriegsjahren in Feldafing dominiert die Landschaft: Immer wieder ist es das Moor nahe bei Buchheims damaligem Domizil, das ihn - im Wechsel der Jahreszeiten und Lichtverhältnisse - inspiriert. Dazu porträtiert er Freunde und Weggefährten wie den Dichter Ernst Penzoldt, aber auch Feldafinger Bürger.

In den 1960er und 1970er Jahren wird Buchheims Duktus zunehmend großzügiger und expressiver: Den Gouachen und Aquarellen, die 1969 auf einer Reise durch Spanien entstehen, ein Höhepunkt in Buchheims Schaffen, ist ein eigener Raum gewidmet (Empore Wechselausstellungsraum). Die Südseebilder und die in leuchtenden Farben gemalten "Tropen von Feldafing", die nach Buchheims Rückkehr aus der Südsee (1972) entstehen, und weitere Motive vom Starnberger See werden im Vortragssaal gezeigt.

Mit dem Maler Buchheim verweist die Ausstellung auf Buchheims ureigenste Profession und Leidenschaft, hat doch das Auge des Malers den Kunstbuch- und Romanautor ebenso geprägt wie den Sammler, Verleger und Fotografen. Bücher und Dokumente deuten die Vielfalt des reichen Buchheimschen Lebenswerkes an.

Eine Reihe von Fotografien, die Buchheim auf U 96 gemacht hat, geben Einblick in Buchheims fotografisches Werk und vergegenwärtigen den Ursprung seines Romans "Das Boot". Der mittlerweile in mehr als 20 Sprachen übersetzte Weltbestseller erschien 1973 und diente als Romanvorlage für den Film ?Das Boot? (1981).

Informationen zum Rahmenprogramm

Das Begleitbuch zur Ausstellung (268 S.) mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und Texten von Lothar-Günther Buchheim ist im Museumsladen für EUR 24,80 erhältlich.

Dr. Clelia Segieth, Kuratorin des Buchheim Museum

Das Buchheim Museum wird durch den Freistaat Bayern gefördert. Für die Unterstützung der Ausstellung danken wir der Deutschen Bank.

Weitere Informationen

Das Begleitbuch zur Ausstellung

Eine Lebens Lauf. Lothar-Günther Buchheim
268 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe und Texten von L.-G. Buchheim, EUR 24,80 zzgl. EUR 2,50 Versandkosten, Bestellung


Meldungen


Arbeitslose, 1933, Linolschnitt, © Buchheim Museum



Zwei U-Boote, Typ VII C, im Bunker von Saint-Nazaire, 1942
© L.-G. Buchheim, Buchheim Museum


Abgesoffener Torfstich, 1945, Tusche und Aquarell, © Buchheim Museum


Gwen in grüner Bluse, 1947, Pastell, © Buchheim Museum


Der Bahnhof, 1978, Farblithographie, © Buchheim Museum


Hacienda (Spanien), 1969, Aquarell und Tusche, © Buchheim Museum


Der Starnberger See bei Föhn, 1968, Aquarell und Tusche, © Buchheim Museum

 



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