Wandlungen eines Multitalents
Starnberger Merkur vom 03.02.2006
Bernried. Fotograf, Reporter, Schriftsteller, Herausgeber, Verleger, Kunstsammler: Lothar-Günther Buchheim, der am Montag 88 Jahre alt wird, hat viele Talente. Eines davon, die Malerei, wurde in der Vergangenheit in der Öffentlichkeit wenig beachtet. Das will das Bernrieder Buchheim-Museum ändern, Kuratorin Dr. Clelia Segieth widmet dem Museumsstifter aus dem nahen Feldafing die bisher umfangreichste Ausstellung. Titel: "Eines Lebens Lauf. Lothar-Günther Buchheim".
Die Schau, chronologisch aufgebaut, hat einiges zu bieten. Schon der 12-Jährige, als "Wunderkind" viel beachtet, liefert gekonnte Linolschnitte ab. Seine Liebe zum Detail, die ihm ja auch als Autor ("Das Boot") zugute kommen sollte, und seine Beobachtungsgabe zeichnen sich da schon ab. Mit 15 Jahren gelingt ihm mit "Saalschlacht" eine detaillierte Studie der Verhältnisse im Jahre 1933. "Ein ästhetisch wie künstlerisch beachtliches Werk", so der mit Buchheim befreundete Professor Hans Brög, bei einer Presseführung im Vorfeld der Ausstellung, die am morgigen Samstag eröffnet wird.
Buchheims Leben verläuft turbulent, sein Stil ändert sich mehrfach. "Stil wird schnell Manierismus. Man glaubt, man hat eine Fliege gefangen, aber wenn man die Hand aufmacht, ist nichts drin", schreibt Buchheim 1978 über seine Wandlungen.
Beeindruckend in ihrer Großformatigkeit und ihrem handwerklichem Können, aber auch seltsam befremdlich in ihrer heroisierenden Darstellung wirken die Porträts der U-Boot-Besatzung während seiner Zeit als Kriegsberichterstatter für die Nazis. Schon kurz nach dem Kriege wechselt Buchheim seinen Stil, Aquarell und Pastell dominieren, alles wird bunter, die Zahl der Landschaftsmotive nimmt zu. Brillant eingefangen sind die Stimmungen bei Brest, die brodelnde See, die so sehr den Charakter des Künstlers widerspiegele, wie Segieth anmerkte. Im reiferen Alter wird Buchheim expressiver, sein Lieblingsmotiv wird die Landschaft um Feldafing - "seine Tropen", wie er sagt.
Wäre Buchheim als Schriftsteller und Kunstsammler weniger erfolgreich gewesen, wäre ihm wohl mehr Aufmerksamkeit als Maler zuteil geworden.
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