Neu inszeniert: Lothar-Günther Buchheim und seines "Lebens Lauf"
Realist und Reisender
Münchner Merkur vom 20.04.2007
Von Freia Oliv
89 Jahre brodelnde Schaffenskraft, gepaart mit Durchhaltevermögen, Neugier und einer guten Portion Eigensinn, so kann man "Eines Lebens Lauf" auch beschreiben. Lothar-Günther Buchheim (1918-2007) wurde letztes Jahr zum Geburtstag mit der Ausstellung seiner bisher wenig beachteten Bilder geehrt und befand das Resultat für "gar nicht so schlecht". Jetzt erinnert die leicht veränderte Schau im Bernrieder Museum daran, dass der Künstler und Sammler nun nicht mehr aufbrausend, salopp und schelmisch die Fäden in der Hand hält. Buchheim ist am 22. Februar gestorben. Kuratorin Clelia Segieth will seine herausragenden Eigenschaften - Mut, Wachheit und den Drang, sich stets das Beste abzufordern - mit einer Mischung aus Dokumentation und Bilderschau zeigen.
Die Stationen des Mal-Talents reichen von sozialkritischen Linolschnitten über frühe Selbstporträts bis zu leuchtend tropischen Farbspielen, entstanden in den 70er Jahren aus der Inspiration durch Moore und Wälder am Starnberger See. Buchheim und seine impulsive Malweise im Freien, seine Pausen bei Hühnchen und Wein, seine Motivsuche auf Reisen, seine Inspirationen am kunterbunten Schreibtisch, sein Faible für grünes Gartendickicht und naive Kunst werden mit einer Reihe privater Fotos belegt. Eines der wichtigsten Kapitel sind die Kriegsjahre: 1940 meldete sich Buchheim zur Marine, fotografierte auf den U-Booten "wie ein Besessener", fing Matrosenalltag ebenso ein wie glitzernde Stimmung der Weite und der Gischt. Nicht zuletzt diese Aufnahmen und Erinnerungen lieferten die Vorlage für "Das Boot".
Die Kriegsjahre werden mit den kontrovers diskutierten Porträts der U-Boot-Kameraden und mit Landschaftszeichnung ergänzt. Der Realist Buchheim aber wird zunehmend freier, expressiver. Bald malt er Stimmungen am Starnberger See, zeigt französische Einflüsse bei seinen Nachkriegs-Bildnissen. Und schließlich explodiert seine Leidenschaft für eine pulsierende Natur in den feurigen Farben eines goldenen bayerischen Herbstes, der ihm selbst mit der Museumseröffnung 2001 vergönnt war.
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